Freitag, 13. November 2009

Kalifornien wird grün



Marihuana auf Rezept
27. Oktober 2009 Kein cooles Lounge-Feeling und nicht mal der leiseste Hauch von Räucherstäbchen-Romantik: Als sich die Metalltür zwischen den verdunkelten Scheiben mit leisem Surren öffnet, werden Erinnerungen an einen Hochsicherheitstrakt wach. Kahle Wände, Gegensprechanlagen und Überwachungskameras in jeder Ecke. Noch bevor man überhaupt einen Joint angesteckt oder gar inhaliert hat, stellt sich das ungute Gefühl ein, etwas Verbotenes zu tun. Wenn dann auch noch ein aufgeräumter junger Mann, natürlich hinter Glas, nach einer "Empfehlung" fragt, kommen leise Zweifel auf, dass der "Gourmet Green Room" im kalifornischen Venice wirklich so harmlos ist wie behauptet.

Das von außen unscheinbare Eckhaus am Lincoln Boulevard firmiert als dispensary, eine Art Apotheke mit sehr beschränkter Produktpalette. "Gourmet Green" führt als einzige Ware Marihuana, das aber in allen möglichen Konzentrationen. Hinter Namen wie "Pink Panther", "L.A. Confidential" und "Green Crack Lemon Wreck" verbergen sich die phantasievollsten Mischungen aus den Blütenständen und Blättern der Cannabispflanze. Angeboten wird das Marihuana aber keineswegs als berauschender Partyspaß - nur wer ein ärztliches Rezept mitbringt, wird in den Dispensarien bedient und darf "Pink Panther" und seine Verwandten genießen. Marihuana gilt bei vielen als Wundermittel für eine Reihe von Beschwerden wie chronischen Schmerzen nach Unfällen, Übelkeit während HIV- und Krebstherapien, Angstattacken und Arthrose. "Es hat eine geringe Toxizität und daher vergleichsweise wenig Nebenwirkungen", meint Dale Gieringer, seit Jahrzehnten bei der "National Organization for the Reform of Marijuana Laws" (NORML) ein Verfechter liberaler Gesetze in Kalifornien

Wegen hohen Suchtrisikos in Amerika verboten

Marihuana auf Rezept gibt es in Amerikas Golden State bereits seit einem Volksentscheid vor 13 Jahren. Damals formulierten Gieringer und eine Handvoll Mitstreiter die "Proposition 215", nach der Patienten die Droge konsumieren, anbauen und transportieren dürfen, solange sie die Empfehlung eines Arztes vorweisen können. Seit 1996 hat die kalifornische "Proposition 215" dennoch immer wieder für Konflikte gesorgt, da sie den amerikanischen Bundesgesetzen widerspricht. Das Gesetz zur Verhinderung von Drogenmissbrauch, verabschiedet während Nixons Präsidentschaft, klassifiziert Marihuana als Droge der Kategorie 1. Wegen des angeblich hohen Suchtrisikos ist es damit in Amerika verboten, unabhängig davon, ob als Heil- oder Rauschmittel. Auch die kalifornischen Dispensarien mussten daher immer wieder mit überraschendem Besuch von den Drogenfahndern des amerikanischen Justizministeriums rechnen.

Seit Obamas Einzug in das Weiße Haus können die Marihuana-Befürworter an der Westküste jedoch aufatmen. Nach Geständnissen während des Wahlkampfes, selbst Cannabis geraucht und dabei inhaliert zu haben ("das ist doch Sinn der Sache"), verkündete der Präsident diese Woche, keine Drogenfahnder mehr nach Kalifornien und in die anderen 13 Bundesstaaten zu schicken, in denen medizinisches Marihuana erlaubt ist. "Dieses ausgewogene Vorgehen formalisiert die Haltung, die das Ministerium seit Januar verfolgt", erklärte Justizminister Eric Holder. "Wir konzentrieren unsere Ressourcen auf groß angelegten Drogenhandel und folgen im Übrigen den Gesetzen der einzelnen Bundesstaaten."

Eine Auswahl besonders edler Geschmacksrichtungen
Schon seit Monaten schießen in Los Angeles die Dispensarien wie Pilze aus dem Boden. Allein im Künstlerort Eagle Rock im Nordosten der Stadt finden sich in einem Umkreis von ein paar Kilometern inzwischen mehr als zehn Ausgabestellen mit verheißungsvollen Namen wie "Green Goddess" und "Cornerstone Collective". Aus den rund 200 Dispensarien, die vor zwei Jahren zwischen dem Küstenort Venice und dem noblen Pasadena medizinisches Marihuana anboten, sind inzwischen mehr als 800 geworden. Die meisten haben mit sterilem Apothekencharme wenig gemein und erinnern eher an gepflegte Clubs.

Wer im "Gourmet Green Room" ein ärztliches Rezept vorlegt und auch ansonsten den Ansprüchen des Türstehers genügt, darf die gesicherte Schleuse am Eingang passieren und findet sich bei gedimmtem Licht auf einer opulenten Couch wieder. Neben einer Auswahl besonders edler Geschmacksrichtungen ("private reserve") gilt die Vape Lounge unter den Cannabis-Connaisseuren westlich von Beverly Hills als Attraktion des Clubs. Für sechzig bis siebzig Dollar werden ein paar Gramm des eigenen Lieblingskrauts gekauft und in einem Vaporisator, auch Vulkan genannt, verdampft. Eine riesige Flatscreen, flauschige Teppiche und psychedelische Klänge sorgen bei dieser etwas anderen Variante der Aromatherapie für stimmungsvolles Ambiente - oft bis in die frühen Morgenstunden.

„Cannabis Planet“, einer Fernsehshow rund um Hanf

Kaliforniens "Green Rush", wie der aktuelle Boom von Marihuana an Amerikas Westküste genannt wird, ist auch abseits der Dispensarien kaum mehr zu übersehen. In verschiedenen Tageszeitungen wirbt C.C.I., das selbsternannte "Cannabis Career Institute", um Studenten für seine Seminare zu Anbautechniken und Investments. Bei "Cannabis Planet", einer Fernsehshow rund um Hanf, können sich Interessierte zweimal in der Woche über medizinische Möglichkeiten von Marihuana informieren. Oder sich die Kunst des schmackhaften Kochens mit den verschiedensten Kräutern vorführen lassen. "Ich zeige den Zuschauern, dass sie bei jeder Mahlzeit ihres Lebens Marihuana zu sich nehmen können", verspricht Mike Delao. Kollegin Sarah Diesel, die Moderatorin der Sendung, unterhält im Nebenberuf eine Professur am Ableger der Oaksterdam-Universität. Die Lehranstalt, benannt nach ihrem Hauptsitz im nordkalifornischen Oakland und dem Marihuana-Paradies Amsterdam, unterrichtet seit fast zwei Jahren sämtliche Aspekte von Produktion und Distribution der wertvollen Cannabis-Ernte.

Tatsächlich hat sich der Handel mit "nature's finest medicine" zu einer lukrativen Branche entwickelt. Vorsichtigen Schätzungen zufolge wird in Kalifornien jährlich Marihuana im Wert von etwa 14 Milliarden Dollar umgesetzt. Rund eine Milliarde wird allein im Emerald Triangle nördlich von San Francisco erwirtschaftet. Die Cannabispflanzen der Region werden bis zu sechs Meter hoch und sind für ihre hervorragende Qualität, sprich die hohe Konzentration des psychoaktiven Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol, berühmt. Um ein Pfund Marihuana ernten zu können, müssen die grower im malerischen Nordkalifornien etwa 400 Dollar investieren. Der Verkaufswert für ein Pfund des Krauts liegt bei mehr als 6000 Dollar. Damit gehört Marihuana nicht nur zu den Drogen mit den besten Margen, sondern ist auch eines der gewinnträchtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Vereinigten Staaten. Durch Cannabis wird heute mehr erwirtschaftet als durch den Anbau von Mais und Weizen zusammen. Die üppigen Erträge der amerikanischen Hanfbauern machen sogar den mexikanischen Drogenkartellen das Leben schwer. Nachdem Washington seit den Anschlägen vom 11. September 2001 die Grenzkontrollen verschärft und damit die Vertriebswege gen Norden erschwert hat, nimmt der Absatz des minderwertigen mexikanischen Marihuanas stark ab.

In sämtlichen Gesellschaftsschichten populär
Dass Marihuana auch gesellschaftlich im kalifornischen Mainstream angekommen ist, lässt schon der süßliche Geruch ahnen, der heute immer öfter über Partys in Los Angeles liegt. Nicht selten reichen die Gastgeber "Dutch Dynamite" und "Purple Kush" statt Cocktail und Champagner, um die Feierlaune zu heben. Dabei sind es längst nicht mehr die direkten Nachfahren der kalifornischen Hippiekultur, die sich für das Kraut begeistern. Seine Popularität zieht sich vielmehr durch sämtliche Gesellschaftsschichten und Altersgruppen des Goldenen Staates. Wie eine Meinungsumfrage im Frühjahr ergeben hat, unterstützen rund 56 Prozent der kalifornischen Wähler die Legalisierung von Marihuana - nicht nur für medizinische Zwecke, sondern auch für die lange verpönte "Freizeitnutzung". Während Ende der achtziger Jahre für Richter Douglas Ginsburg der Aufstieg in den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten nach Bekanntwerden seines Appetits auf Marihuana abrupt endete und selbst Bill Clinton beteuern musste, zumindest nicht inhaliert zu haben, gilt eine gewisse Affinität zu Cannabis heute nicht mehr als Karrierekiller.

Gleichzeitig treibt die Liberalisierung von Marihuana aber auch skurrile Blüten. Als eine der Kuriosesten ihrer Art gilt Sona Patel, in Los Angeles auch als "Doc420" bekannt. Mal mit blondem, mal mit schwarzem Haar und auch gerne in Shorts und Stilettos wirbt die attraktive Ärztin für "Empfehlungen" aus ihrer Praxis als Eintrittskarte zu Hunderten von Dispensarien. Für hundert Dollar scheint die umtriebige Medizinerin an der angesagten Melrose Avenue praktisch jedem, der schon einmal schlecht geschlafen hat, ein Rezept auszustellen. Patels Pseudonym "Doc420" verweist dabei auf ein kalifornisches Gesetz mit selbiger Nummer, das vor sechs Jahren verabschiedet wurde. Die "Senate Bill 420" war ursprünglich dazu gedacht, die Voraussetzungen für das Verschreiben von medizinischem Marihuana zu regeln. Patel und einige ihrer Kollegen scheinen das Gesetz jedoch als Carte Blanche zu verstehen. Es soll schon vorgekommen sein, dass vermeintlichen Patienten mit trockener Haut oder Schmerzen beim Tragen hoher Absätze problemlos eine recommendation für Marihuana ausgestellt wurde.

Marihuana komplett legalisieren
Trotz solcher Ausrutscher sind die Vorkämpfer der Legalisierung des Krauts optimistisch. Neben Obamas neuer Politik zu medizinischem Marihuana lässt dabei ausgerechnet die kalifornische Wirtschaftsmisere Hoffnung aufkeimen. Um dem maroden Staat mehr Steuereinnahmen zu bescheren, hat der kalifornische Abgeordnete Tom Ammiano vorgeschlagen, Marihuana komplett zu legalisieren. Der von ihm formulierte Gesetzentwurf sieht vor, Cannabis dabei ähnlich wie Alkohol zu regulieren: Wer mindestens 21 Jahre alt ist, soll den Stoff anbauen, kaufen und verkaufen dürfen. Laut einer Studie des Rates für Finanzausgleich könnte Kalifornien dadurch mit neuen Steuereinnahmen von mehr als 1,3 Milliarden Dollar jährlich rechnen. Die Organisation NORML erhofft sich von einer Legalisierung zudem etwa 50.000 neue Arbeitsplätze in Amerikas Golden State. Kritiker fürchten dagegen, dass der Drogenkonsum in Kalifornien nach einer Lockerung der Gesetze drastisch ansteigt. Konservative Gruppen und verschiedene Polizeiverbände sehen Marihuana weiterhin als Einstiegsdroge, die zum Missbrauch härterer Rauschmittel führen kann.

Gouverneur Schwarzenegger hält sich derweil mit Äußerungen zurück. Während er zu seinen Zeiten als Bodybuilder schon mal vor laufender Kamera entspannt einen Joint rauchte, hat Schwarzenegger in seinem zweiten Leben als Politiker mit Cannabis eher schlechte Erfahrungen gemacht. Die etwas unglückliche Bemerkung, Marihuana sei keine Droge, sondern eine Pflanze, nehmen ihm Skeptiker auch zwei Jahre später noch übel. Vielleicht war Arnie seiner Zeit ja nur wieder einmal voraus.

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Ich sitze seit 15 Jahren im Rollstuhl,durch einen Unfall,seitdem habe Ich eine Querschnittlähmung. Ich leide seit dem an Chronische Hueft und Rückenschmerzen ,Spasmen,Prostataleiden und Depresionen! Die meissten Zeit,da krümmte ich mich vor Schmerzen und hatte keine Lust mehr am Leben!Ich lag ueber 2 Jahre in einem Stueck im Krankenhaus,danach wollten Sie Mich in ein Pflegeheim setzen,da Ich anscheinend nicht mehr alleine klar kamm,aber das wollte Ich nicht,denn Ich bin noch Jung und brauche auch meine Privatsphäre,da enschied Ich Mich mit Cannabis zu therapieren,da Ich Mich reichlich im Internet informiert habe! Und seit dem ich mich mit Cannabis therapiere,geht es mir wieder wunderbar,habe keine Blasenprobleme,fast keine Schmertzen mehr und ich kann wieder am Leben teilnehmen!!! Ich bin jetzt in meiner eigen Wohnung und brauche diese Medikamente nicht mehr,wo schlimme Nebenwirkungen bei Mir ausgelöst haben!!! Die einziegen "Nebenwirkungen" die Ich heute habe durch Cannabis,ist,dass Ich mal wieder Appetit habe und öfters bei guter Laune bin;-)"Nicht behindert zu sein, ist kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das uns jederzeit genommen werden kann."

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