Freitag, 13. November 2009

Großbritannien: Wissenschaftliche Fakten in der Drogenpolitik unerwünscht

12. 11. 2009

Seit zwei Wochen tobt in der britischen Drogenpolitik ein Streit über den Umgang der Regierung mit aus ihrer Sicht unbequemen Wissenschaftlern. Während der Einfluss von drogenpolitischen Beratungsgremien in Deutschland eher gering ist, gibt oder zumindest gab es dort bis zu diesem Zwischenfall die Tradition, den Empfehlungen des Advisory Council on the Misuse of Drugs (ACMD) einen hohen Stellenwert bei politischen Entscheidungen zukommen zu lassen.

Darf ein wissenschaftlicher Berater der Regierung eine andere Meinung haben und vertreten als die Regierung selbst? Nein, meint der britische Innenminister Alan Johnson und entließ Professor David Nutt, den obersten Drogenberater der Regierung Großbritanniens, von seinem Amt als Vorsitzender des ACMD. Anlass war das Paper "Estimating drug harms: a risky business?" von Nutt, in dem er die im letzten Jahr von der damaligen Innenministerin Jacqui Smith getroffene Entscheidung kritisierte, Cannabis von der Drogenklasse C nach B umzuordnen. In der Kategorie B befindet sich Cannabis nun wieder in der Gesellschaft mit Drogen wie Amphetamin, während die Kategorie C eher Medikamente wie Diazepam und Schlaftabletten beinhaltet. Die Strafen für Besitz und Handel sind natürlich auch entsprechend unterschiedlich. Cannabis wurde erst 2004 - auf Empfehlung des ACMD - von der Kategorie B nach C umklassifiziert, um so Cannabiskonsumenten weniger stark zu verfolgen und den überschaubaren Auswirkungen der "weichen Droge" eher gerecht zu werden.

Nutt war in der Vergangenheit schon häufiger mit seiner kritischen und teilweise provokanten Haltung aufgefallen. Als Premierminister Gordon Brown vor zwei Jahren die Umklassifizierung mit dem unbelegten Argument anordnete, Cannabis könne tödlich sein, geißelte Nutt dies als Wissenschaftsfeindlichkeit der Regierung. Zuspitzend behauptete er auch, der Genuss von Ecstasy sei ungefährlicher als der Reitsport - vergleicht man die Todesfällen pro Jahr.

Die aktuelle Debatte wurde primär im linksliberal und auch drogenprohibitionskritischen "The Guardian" geführt. Aber auch der "Independent" bezog diesmal klar Stellung und titelte: "Gefeuert, weil er die Wahrheit über Drogen sagte". Viele Kommentare vorhöhnten die Regierung und ihre selektive Wahrnehmung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Auch Teile der Wissenschaftsgemeinde solidarisierten sich mit Professor Nutt. Selbst der britische Wissenschaftsminister, Lord Drayson hat zugeben müssen dass die Entlassung von David Nutt, in der wissenschaftlichen Community "ernstzunehmende Bedenken" auslöste. Schließlich waren aus Solidarität mit Nutt und aus Sorge um die wissenschaftliche Unabhängigkeit des Gremiums weitere Wissenschaftler aus dem ACMD zurückgetreten.

Nutt selbst meldete sich mehrfach zu Wort und sieht sich als Opfer des Wahlkampfes, den Gordon Brown führt. Er schimpfte weiter, dass seit dem Inkrafttreten des Drogenmissbrauchgesetzes 1971 die Regierung von Gordon Brown die erste ist, die sich bewusst über das wissenschaftliche Urteil des Sachverständigenrats hinwegsetzt. Seine Einschätzung von Drogen basiert auf einer Studie, die er mit anderen im Jahr 2007 in der angesehenen Fachzeitung The Lancet veröffentlichte. Darin zeigt er eine Rangfolge der verbreitetsten Drogen nach deren Schädlichkeit auf. Cannabis ist demnach weitaus harmloser als Tabak oder Alkohol. Er selbst beschreibt eines der Probleme in der Diskussion folgendermaßen:

One problem is that sometimes you get into what I think of as an illegality–logic loop. This is an example of a conversation I've had many times with many people, some of them politicians:
MP "You can't compare harms from a legal activity with an illegal one."
Professor Nutt "Why not?"
MP "Because one's illegal."
Professor Nutt "Why is it illegal?"
MP "Because it's harmful."
Professor Nutt "Don't we need to compare harms to determine if it should be illegal?"
MP "You can't compare harms from a legal activity with an illegal one."
[...]

Ein Problem ist dass ihr euch gelegentlich in der Endlosschleife der Illegalitätslogik verfangt. Hier ein Beispiel einer Unterhaltung, wie ich sie viele Male führte, auch mit Politikern:
Politiker "Sie können nicht die Gefährlichkeit einer illegalen Aktivität mit der einer legalen vergleichen."
Professor Nutt "Warum nicht?"
Politiker "Weil es eine illegale Aktivität ist."
Professor Nutt "Warum ist die Aktivität denn illegal?"
Politiker "Weil es gefährlich ist."
Professor Nutt "Sollten wir nicht die Gefährlichkeiten vergleichen um festzulegen ob sie illegal sein sollte?"
Politiker "Sie können nicht die Gefährlichkeit einer illegalen Aktivität mit der durch einer legalen vergleichen."

Der "Telegraph"-Kolumnist Philip Johnston fasste die Quintessenz Diskussion nüchtern zusammen: Aus Sicht der Wissenschaft liegt Nutt richtig, die Gesetze sind absurd. Sein einziger Fehler ist es zu glauben, Drogenpolitik habe etwas mit Wissenschaft zu tun.

Gestern sind drei weitere wissenschaftliche Mitglieder des Drogenrates der Britischen Regierung zurückgetreten. Von den ursprünglich 31 Ratgebern sind nur noch 25 im Amt, wobei diese meist Polizisten und Richter sind, die Organisiationen vertreten und damit aus persönlichen Gründen eher nicht zurücktreten werden.

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